Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Obereschach

Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist wurde in den Jahren 1750 bis 1754 im Barockstil erbaut. Der zweiteilige Grundstein an der südwestlichen Ecke des Gebäudes weist 1751 als Jahr der Grundsteinlegung aus. Obereschach gehörte damals zum Kloster Weißenau. Dessen Abt, Anton I. Unold I. (1697-1765, Reichsabt OPraem 1724-1765), ließ während seiner Regentschaft verschiedene Bauwerke auf dem Gebiet der heutigen Seelsorgeeinheit Ravensburg-Süd errichten oder umbauen, darunter die Kapelle Mariatal, die alte Pfarrkirche zur Schmerzhaften Muttergottes in Oberzell und die Pfarrkirche St. Walburga in Gornhofen.

Auf dem Platz der heutigen Pfarrkirche war bereits im 12. oder 13. Jahrhundert eine Kirche errichtet worden. Reste dieser wohl ersten Obereschacher Kirche sind bis heute im Turm der Pfarrkirche St. Johannes Baptist zu sehen.

1460 entstand an derselben Stelle eine neue Pfarrkirche, ein einschiffiges Bauwerk mit einem massiven quadratischen Turm. De Kirchturm wurde beim Bau der heutigen Pfarrkirche in den Jahren 1750 bis 1754 belassen wurde und in das neuerrichtete Gebäude integriert. Eine solche Vorgehensweise war damals offenbar keine Seltenheit. Der Weißenauer Abt Anton I. Unold praktizierte diese Methode auch beim Neubau der Pfarrkirche St. Walburga in Gornhofen, wo beim Kirchenneubau ebenfalls der ursprüngliche Glockenturm stehenblieb. Dieses Verfahren hatte durchaus Vorteile: So konnten die Bauherren Zeit und Aufwand beim Bau einer neuen Kirche erheblich reduzieren und obendrein noch Kosten sparen.

Hochaltar stammt aus dem Kloster Weißenau

Der Hochaltar der Pfarrkirche wurde um das Jahr 1720 geschaffen. Er war bis 1840 im Kapitelsaal des Klosters Weißenau aufgestellt, bevor er in der Pfarrkirche Obereschach errichtet wurde. Das Altarbild zeigt den gekreuzigten Christus, zu seinen Füßen fängt Maria Magdalena dessen Blut auf. Der Überlieferung zufolge enthält die Weißenauer Heilig-Blut-Reliquie in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Teile des mit Erde vermischten Blutes Christi.

Die beiden Seitenaltäre wurden während der Regentschaft des Weißenauer Abts Ambrosius John (1714-1773, Reichsabt OPraem 1765-1773) geschaffen. Sie zeigen das Martyrium und die Verherrlichung des von Pfeilen durchbohrten hl. Sebastians (rechts) und des heiligen Johannes des Täufers (links).

Den Choreingang flankieren mächtige Statuen des Kirchenpatrons Johannes des Täufers (links) sowie des heiligen Sebastians. Das Kreuz im Chorbogen wurde im 17. Jahrhundert geschaffen und dürfte wohl aus der 1640 errichteten Obereschacher Vorgängerkirche stammen.

Einstiger Marien-Wallfahrtsort

Ein Blickfang für die Besucher des Gotteshauses ist die überlebensgroße Madonna an der Nordwand des Schiffes. Die Statue stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert. Im 18. und 19. Jahrhundert war die „Große Muttergottes von Eschach“ Ziel von Wallfahrten. Die ursprünglich vorhandenen Votivtafeln, die die Wallfahrenden als Dank für überstandenes Unheil oder Krankheit hinterlassen hatten, wurden während Renovierungsarbeiten im Jahr 1938 entfernt.   

Die großformatigen Freskenbilder an den Wänden wurden während der Renovierungsarbeiten der Jahre 1866/67 übertüncht, 1938 aber wieder freigelegt. Die Deckengemälde der Pfarrkirche schuf der aus Klöcken bei Oberzell stammende Kunstmaler Gebhard Fugel (1863-1939) in den Jahren 1893/94. Sie zeigen im Chor die Predigt Johannes des Täufers, des Namenspatron der Pfarrkirche, im Kirchenschiff die Himmelfahrt Christi, in den Zwickeln die Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Papst Gregor und Hieronymus sowie über der Empore die heilige Cäcilia.

Im Außenbereich der Pfarrkirche befindet sich eine Lourdesgrotte. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts während der Amtszeit von Pfarrer Josef Zembrodt (1885-1899).

Frank Vollmer

Weiterführende Literatur & Quellen

Mayer, Herbert (1998): Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Obereschach. Ravensburg.

Landesarchiv Baden-Württemberg (2022):Landeskunde entdecken online: Wohnplatz Obereschach (Stand: 03.06.2022).
www.leo-bw.de